Inspiriert vom Duplex Piano
Klassisch „Das Duplex Piano ist die größte Errungenschaft im Klavierbau seit der Erfindung des Hammerflügels“, urteilte einst der große Pianist Wilhelm Backhaus. Wie recht er damit hatte, lässt sich auf der bei Oehms (Vertrieb Naxos) erschienenen CD „Sonatas for Cello and Duplex Piano“ nachvollziehen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Musikaufzeichnung ist das Instrument darauf zu hören. Pianist Florian Uhlig und David Stromberg (Cello) spielen die Cellosonaten von Ernst von Dohnányi (op. 8) und Richard Strauss (op. 6). Hauptwerk des faszinierenden Albums ist die Weltersteinspielung der Sonate op. 22 von Emanuel Moór (1863–1931).
Was ist eigentlich ein „Duplex Piano“ und wie haben Sie dieses außergewöhnliche Instrument entdeckt? David Stromberg: Das Duplex Piano ist ein Konzertflügel mit zwei Manualen. Mittels eines Pedals können alle Töne verdoppelt werden. So ergeben sich eine enorme Klangfülle und neuartige Klangschichtungen. Dieser Flügel war um 1930 in den Zentren der klassischen Musik viel zu hören. Entwickelt hatte ihn der ungarische Komponist Emanuel Moór. 2017 stieß ich erstmals auf dessen Musik. Ich bemerkte dann, dass er auch Erfinder war. Seitdem machte ich es mir zur Aufgabe, sein Duplex Piano auf die Konzertbühnen zurückzubringen.
Wie kam es zur Programmauswahl der CD? Florian Uhlig und ich haben Sonaten gewählt, die gut zum Duplex Piano passen. Vor allem Emanuel Moór wollten wir als Komponisten präsentieren. Uns fiel ein Foto in die Hände, auf dem Ernst von Dohnányi ein Konzert mit dem Duplex Piano dirigiert: Der Saal ist ausverkauft, und Winifred Christie, Móors zweite Ehefrau, sitzt am Flügel. Da war klar: Dohnányis Sonate für Cello und Klavier müssen wir auch aufnehmen. Und das Jugendwerk von Richard Strauss passt mit seinem Sturm und Drang ebenfalls wunderbar zum Duplex Piano und zur Kraft neuer Ideen.
Was fasziniert Sie als Cellist gerade am Duplex Piano? Es ist für mich ein Erlebnis, mit dem Violoncello in den Klang des Duplex Pianos einzutauchen. Das ist sehr inspirierend und regt mich zu intensivem Musizieren an. Wie kann es sein, dass ein Komponist, dessen Werke von den besten Musikern seiner Zeit aufgeführt wurden und der vom Cellisten Pablo Casals als Genie angesehen wurde, nach nur rund 100 Jahren weitgehend in Vergessenheit geriet? Und wie kann es sein, dass heute kaum jemand mehr das Duplex Piano kennt, wo es doch von den wichtigsten Orchestern der Welt genutzt wurde?
Burkhard Schäfer