Franz Liszt träumte davon, Emanuel Moór baute es, das zweimanualige Klavier. Wilhelm Backhaus schwärmte: „Das Duplex-Piano ist die größte Errungenschaft im Klavierbau seit der Erfindung des Hammerklaviers.“ Das Register des Clavichembalos und die Koppelung (Verdoppelung der Oktaven) im modernen Klavier einzubauen, das sei die Idee, meinte Ferruccio Busoni. Pleyel, Bechstein, Steinway, Bösendorfer, alle stiegen ein. Doch der Boom dauerte nur ein Jahrzehnt. Mit Moórs Tod 1931 wurde das Instrument allmählich vergessen. Immerhin gibt es noch ein Foto, auf dem seine Witwe Winifred auf dem Duplexpiano mit Ernst von Dohnányi 1936 in Budapest konzertiert.

Vergessen wurde auch Moórs Musik. Sie ist die eigentliche Entdeckung auf dieser CD, denn auch bei dieser Demonstration wird klar: Der moderne Steinway macht die klangliche Wucht des zweimanualigen Klaviers wett durch Brillanz. Moórs Cellosonate c-Moll op. 22 gewinnt durch das Instrument allerdings an Raum. David Strombergs Cello singt darin sonor und sinnlich. Die Brahms-nahe Sonate des gebürtigen Ungarns entpuppt sich als ein Meisterwerk voller Überraschung und Erfüllung. Der Sonatenhauptsatz spannt einen weiten Bogen, das Adagio ist wie ein Liebeslied und das Finale wartet mit Dramatik auf.

Aus der gleichen spätromantischen Sphäre stammt Dohnányis viersätzige Cellosonate h-Moll op. 8. Stromberg und Uhlig stürzen sich feurig ins Vergnügen, und im finalen Variationensatz haben die Klangschattierungen des Duplex noch einmal den großen Auftritt. Die F-Dur-Sonate op. 6 von Richard Strauss bietet den beiden Musikern Raum für eine Klangslust, in die sie schwungvoll eintauchen.

Bernd Feuchtner